Der zweite Schritt vor dem ersten: „Europaplatz“

Einwendungen zum Bebauungsplan Nr. 789/N „Europaplatz“

In der Begründung zum Bebaungsplanentwurf wird mehrfach betont, dass der Bahnhofsvorplatz die zentrale Stellung als integraler ÖPNV-Vernetzungspunkt beibehalten soll. Die Schaffung eines innerstädtischen Platzes mit  hohem Aufenthaltswert sowie die Förderung des ÖPNV gemäß beschlossenen Nahverkehrsplan sei wichtiges Ziel der Bauleitplanung.

Bild: Stadt Mönchengladbach

Aber nicht diese naheliegenden Zielvorgaben, sondern „die Realisierung des Vorhabens  »19  Häuser«  ist Ausgangspunkt  auch  der  Umgestaltung des Europaplatzes und Neuordnung des Busbahnhofes“, wie es in der Bebauungsplanbegründung heißt.

Diese Reihenfolge ist nicht nachvollziehbar. Die zentrale gesamtstädtische Planungsaufgabe, einen Bahnhosvorplatz, der den Namen verdient, als Eingangstor für Besucher unserer Stadt zu gestalten und dabei genügend Raum für den öffentlichen Nahverkehr auch für die Zukunft zu bieten, wird zugunsten der Randbebauung hintan gestellt.

Die logische Reihenfolge wäre umgekehrt.

Wie der verbleibende Raum die Funktion eines innerstädtischen Platzes erfüllen und gleichzeitig der zentrale Busbahnhof so gestaltet werden soll, dass er auch zukünftige Weiterentwicklungen des ÖPNV noch auffangen kann, bleibt ein Geheimnis. Man findet im Bebauungsplanentwurf dazu nichts.

Wie soll der Bürger/die Bürgerin einen Bebauungsplan beurteilen, der hier Eckpunkte für die Zukunft setzt, ohne diese Aspekte zu behandeln. Dies konkretisiere sich später in diesem Jahr, heißt es.

„Und kurzfristig noch wichtiger wird die Frage, wie der Busverkehr am Haupbahnhof während der mehrjährigen Bauzeit im Übergang weiter funktionieren soll. Auch das wird in diesem Jahr geplant werden müssen“, merkt die Rheinische Post am 30.12.2019 kritisch an.

Was treibt die Stadt zu solcher Eile an, den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun? Steht der Investor unter Druck oder die Politik oder wer?

Uns im BUND ist wichtig, dass der ÖPNV zukünftig eine größere Rolle in Mönchengladbach spielt und dann nicht an Grenzen stößt, die heute ohne Not gezogen werden.

Ist nicht ein großzügiger, raumgreifender Platz an dieser Stelle, der Gestaltungsspielräume lässt, wichtiger als „19 Häuser“? Aber schon die Auswahl dieses Projektnamens zeigt, worum es den Befürwortern wohl geht.

Am Ende der Bebauungsplanbegründung wird zur derzeitigen Situation gesagt;

“Dabei vermag der Europaplatz seine wichtige Doppelfunktion als zentraler Mobilitätsknotenpunkt und zugleich urbaner Empfangs- und Aufenthaltsort nur bedingt zufriedenstellend zu erfüllen.”

Wäre schön, wenn sich das ändert.

Der BUND hat hierzu am 6.2.2020 einen offenen Brief verfasst, der die Betreiber kroßkotziger Bauprojekte in Mönchengladbach (GroKo) offensichtlich nicht beeindruckt hat. Eine Reaktion dazu in irgendeiner Form seitens GroKo oder des OB gab es nicht. (Die Ratssitzung dazu)

Pressemitteilung dazu.

Stand 2022: Warum Haus Westland steht und steht

Stand 2023: Warum Haus Westland unabreißbar ist

Print Friendly, PDF & Email

4 Gedanken zu “Der zweite Schritt vor dem ersten: „Europaplatz“

  1. Mut zum Machbaren
    Das, was man nicht will, redet und rechnet man schlecht, das was man will, wird in den Himmel gelobt und ist am Ende billiger und alternativlos. „Mut zum großen Denken“ nannte das der Baudezernent bei seinem Amts-antritt.
    So war und ist es beim “Rathaus der Zukunft“, ebenso bei der Umgestaltung des Europaplatzes, der bei seiner Umgestaltung um die Jahrtausendwende als großer Wurf gefeiert wurde, dann als Schandfleck galt.

    Inzwischen wird klar, dass der Mut zum großen Denken auch bezahlt werden will. Da geht es dem Kämmerer und großen Investoren am Ende nicht anders als dem Häuslebauer. Wenn das Geld nicht reicht, platzt der Traum. Es müssen Alternativen her, die sich rechnen, wohl oder übel.

    Gefragt ist nun der Mut zum Machbaren. Dass viele Verwaltungsstandorte organisatorisch nicht optimal sind, versteht sich von selbst. Eine Konzentration liegt auf der Hand.

    Was mich in der Diskussion um angeblich unzumutbare Arbeitsbedingungen für Verwaltungsmitarbeiter auf der einen Seite, marode und angeblich nicht sanierungswürdige Verwaltungsgebäude inklusive Haus Westland auf der anderen Seite immer irritiert hat:

    Nirgends wurde – zumindest in öffentlich zugänglichen Medien oder Verwaltungsvorlagen – je aufge-listet oder dargestellt, worin genau diese Unzumutbarkeiten bestehen, was man tun müsste, um sie abzustellen und was das, in jedem einzelnen Fall/Gebäude, kosten würde.

    Was den Glasriegel des Rathauses der Zukunft, rein optisch, so viel attraktiver macht als der Fensterriegel von Haus Westland, habe ich auch nie so richtig verstanden. Sanierung, gerade auch energetische, kostet Geld. Das wird gerade jedem Besitzer älterer Immobilien schmerzlich klar.

    Inzwischen gilt Bauen und Sanieren im Bestand mehr als noch vor einigen Jahren als Königsweg, um den ex-plodierenden Baupreisen und der Handwerker- und Rohstoffknappheit zu begegnen.

    Haus Westland – ein Schandfleck?

    Wenn ich das Foto von Andreas Gruhn in der Rheinischen Post vom 15. April 2023 betrachte, kommt mir einige Gedanken:

    Was ist daran so verkehrt, Haus Westland so umzugestalten und zu modernisieren, dass es sich z.B. dafür eignet, die Stadtverwaltung mit dem Rathaus Rheydt mindestens zu teilen. Das wäre für die bei-den Stadtzentren zumindest fair und ließe eine deutlich reduzierte und dann – vielleicht – finanzierbare Variante in Rheydt zu.

    Hätte man unter dem jetzt leergefegten Europaplatz nicht die Geothermie für eine zukunftssichere Energieversorgung nutzen können und sollen, etwa für ein modernisiertes Haus Westland? Dafür ist es jetzt wahrscheinlich schon zu spät.

    Warum hat man sich so früh bei solchen weitreichenden Projekten festgelegt, als viele Fragen und Umstände noch gar nicht geklärt waren (Funktion und Gestaltung des ZOB, Probleme des Rathaus-neubaus währen der Bauphase, detaillierter Kostenabgleich von Alternativen).

    Hat es beim Schlechtreden von Haus Westland und den Arbeitsbedingungen der Verwaltungsmitarbei-ter in der Politik je Zweifel oder Widerstand gegeben? In der Öffentlichkeit ist davon jedenfalls nichts angekommen. Man hatte immer den Eindruck: Alles ist sonnenklar, deshalb kann und sollte es jetzt schnell gehen.

    Ich habe den Eindruck, jetzt steht man (fast) wieder am Anfang. Das hat viele Zeit und Geld gekostet.
    Ich würde mir wünschen, dass Politik und Verwaltung nun etwas ergebnisoffner, sorgfältiger, nachvollziehba-rer und gelassener diskutieren und letztlich so entscheiden, dass die beiden Projekte Europaplatz und Rathaus der Zukunft auch wirklich Zukunft haben.

    Heinz Rütten

  2. Der Bebauungsplan Europaplatz ist raus, das Konzept „19 Häuser“ steht, der Rest scheint uninteressant. Man erfährt fast nichts zum Konzept für einen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB), zur Gestaltung des Bahnhofvorplatzes, weder im Bebauungsplan, noch in der Presse, noch in den diversen Rats- und Ausschuss-Sitzungen.

    Dabei kann es nicht an der fehlenden Zeit liegen. Seit mehr als 2 Jahren wird geplant. Es ist auch kaum anzunehmen, dass erfahrene Planer und Strategen wie Dr. Schückhaus von der EWMG und Dr. Bonin als Planungsdezernent da etwas vergessen haben. Zumindest zum ZOB soll es ja Untersuchungen und Pläne geben.

    An markigen Worten mangelt es jedenfalls nicht:

    „Das ist ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung und Aufwertung des gesamten Areals rund um den Europaplatz“, betont Stadtdirektor und Technischer Beigeordneter Dr. Gregor Bonin.

    „Als unabhängige Projektentwicklungsgesellschaft sind wir genau auf diese Art von ganzheitlicher und nachhaltiger Stadtentwicklung spezialisiert. Gerade Bahnhofsviertel haben eine prägende Wirkung auf das Gesamtbild einer Stadt. Der Entwurf soll mit dem geplanten Nutzungsmix und einer ästhetischen Architektur einen belebten Ort erschaffen, der einen positiven ersten Eindruck hinterlässt und an dem sich die Menschen wohlfühlen“, erläutert Ralph Schneemann, Geschäftsführer der BEMA Gruppe.

    „Wir werden einen kompakten, aber leistungsstarken und barrierefreien Mobilitätshub schaf-fen, der betrieblich optimal ausgestaltet ist und für unsere Kunden künftig mehr Komfort bieten wird. Das ist eine wichtige Investition in den ÖPNV und wird den Bus als Verkehrsmittel langfristig stärken“, berichtet Frank Kindervatter, Vorstand der NEW AG.

    „Mit dem Abbruch von Haus Westland, der Realisierung der 19 Häuser, dem neuen ZOB mg+ und der Umgestaltung des Europaplatzes schaffen wir einen völlig neuen Stadteingang, eine neue Visitenkarte für die Stadt. Es ist die historische Chance, Stadtreparatur in prominentester Lage der Stadt zu betreiben und damit die gesamte Innenstadt zu beleben“, hebt Bonin hervor.

    (http://www.deal-magazin.com/news/1/83173/Moenchengladbach-Absichtserklaerung-fuer-Projekt-19-Haeuser-und-ZOB)

    Der einzig denkbare und plausible Grund, mit konkreten Planungen nicht in die Öffentlichkeit zu ge-hen, ist:
    Enttäuschung und Kritik wären zu groß. Der verbleibende Platz reicht nicht für einen zukunftweisen-den Nahverkehrs-Knotenpunkt und erst recht nicht für einen attraktiven Bahnhofsvorpatz mit Taxiständen, Leihrädern, Fahrradständern und Sitzgelegenheiten unter schattigen Bäumen.

    Andere Erklärungen ergeben keinen Sinn.

    Aber kann man ernsthaft glauben, die Sache einfach laufen zu lassen, auszusitzen, zu ignorieren würde funktionieren? Fakten schaffen und dann weiter sehen?

    Zumindest der Investor dürfte zufrieden sein mit der Ausweitung des Bauvorhabens bis zur Hindenburgstraße. Gerade erst haben die Düsseldorfer Bema-Gruppe und die Münchener ABG Real Estate Group ein Joint Venture gegründet, das eine exklusive Zusammenarbeit bei allen Projektentwicklungen in Nordrhein-Westfalen mit Schwerpunkten in Köln, Düsseldorf und Bonn vereinbart.

    Wenn alle Stadtplaner und Politiker so verständnisvoll mit der Bauwirtschaft zusammenarbeiten wie in Mönchengladbach, wird die Sache sicherlich ein Erfolg.

  3. In der BV Nord, 05.02.2020 werden die Ersatzhaltstellen für die Bauzeit vorgestellt. Es gibt also eine einzige Lösung, alternativlos!

    Aber, ich habe da noch was: Wir brauchen also zukünftig 27 Haltestellen für heute 26 Linien, heute haben wir 44 Haltestellen. Also 17 Haltestellen werden jetzt nicht benötigt. Wenn ich jetzt die 17 Haltestellen vor dem HBF wegnehme und alle Haltestellen vor dem Haus Westland verlagere, da sind die Haltestellen ja schon, habe ich vor dem Bahnhof ausreichend Platz, um hier den neuen ZOB vielleicht in 2 oder 3 Abschnitten zu bauen.

    Während der Bauzeit wird sich der ZOB bewähren, ob er mit den 27 Haltstellen auskommt. Da ist noch der Investor, der kann jetzt sofort, nach dem Abriss von Haus Westland, die beiden Blöcke an der Steinmetzstraße bauen. Wenn dann der neue ZOB vor dem HBF fertig ist, können die alten Haltestellen abgerissen werden und beiden anderen Blöcke gebaut werden. Das gibt eine kleine Verzögerung für die zwei Blöcke, aber dafür haben wir, ÖPNV Nutzer, viel schneller und mit viel weniger Aufwand einen neuen ZOB.

    Zusätzlich werden die Kosten für diesen Neubau, der jetzt geplanten ca. 18 neuen Haltestellen, eingespart. Der neue ZOB könnte dann ca. Mitte 2021 fertig sein. Dazu braucht es aber schnell einen Plan des neuen ZOB auch für die Fernbusse. Ein Hinweis aus der Vergangenheit, Straßenbahnen konnten sich früher nicht überholen, (Die Bundesbahn kann das auch nicht) warum denn jetzt die Busse?

    Die ersten Bilder vom Vortrag, gestern, zeigen leider nichts Gutes für den neuen ZOB, sondern eher maximal Forderungen und wieder weite Wege. Ein Blick in die Zukunft mit viel mehr ÖPNV Nutzern ist überhaupt nicht zu erkennen, z.B. 10 Minuten Takt aller Linien von 6 bis 21 Uhr 7 Tage, oder sind Doppeldecker geplant, passen diese unters Dach, oder kommen wieder Doppeldeckergelenkbusse. Bleiben die Fernbusse, die „Bösen“, vor der Türe, und was ist mit den Taxen, passen so viele Menschen auf dem verbliebenen Platz, zu den Hauptverkehrszeiten.

    Alles offene Fragen. „Wir haben ja kein Vertrauen in die Planer!“ hieß es gestern. Natürlich haben wir Vertrauen in die Planer, wenn sie denn frei planen dürften, dann bräuchten sie die Pläne auch nicht zu verstecken, also raus ans Licht damit. Wir haben Angst vor langen Wegen, verpassten Busse, fehlender Zukunftssicht, überfüllten Fußwege, Unfällen wegen Überfüllung, neuen Angsträumen usw. Offenheit und Transparenz sind hier nicht zu erkennen.

    Nochmal zum Nachrechnen, bei der geforderten Blockabfahrt, bei 26 Linien sind es 2 Busse je Richtung also 52 Busse, 10 Linien starten am HBF, brauchen daher nur 1 Haltestelle, also 52 – 10 = 42 Haltestellen, ohne die Nachtbusse, nochmals 6 weniger, also werden 36 benötigt. Heute passt es mit 44, aber wir bekommen nur 27 Haltestellen 9 zu wenig?

  4. Zum ÖPNV gibt es die Zahl 17% des Gesangverkehrs in MG für 2018.
    Es wurde Anstieg der Bewohnerzahl auf 300 Tsd geplant/erwünscht.
    Der Verkehrsanteil des motorisierten Individualverkehr s soll sinken.
    Rad zunehmen. Aber auch ÖPNV soll bis 2030 auf 30 % steigen.
    Heute:. 270.000 davon 17% = 45.900
    2030:. 300.000 davon 30% = 90.000
    Habe keine Zahl der täglich mobilen Bewohner aus den Gesamtbewohnern.
    Die sich bis 2030 errechnete Veränderung ist hiervon unberührt.
    Es kann somit von einer Verdopplung der ÖPNV Transportkapazität
    Bis 2030 ausgegangen werden. Die DB AG wird die ihr nun Zuflüssen den Gelder
    investiv hoffentlich auch am linken Niederrhein einsetzen. Es braucht somit einen
    leistungsfähigen Umsteige- bzw. Knotenpunkt.
    Fachleute (ausserhalb der Stadttochter NEW sollten das Konzept Info.Zukunftsannahmen prüfen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert