Kommt jetzt schon der Frühling? Ein Rekordjahr folgt auf das nächste

Wenn die ersten Schneeglöckchen erscheinen, scheint der Winter endlich vorbei, der Frühling naht. Die Laune steigt. Wenn dann Ende April auch noch die Apfelbäume blühen, ist es soweit: der Frühling ist da.

Die genannten Ereignisse treffen – gefühlt – immer früher ein. Aber unser Gefühl täuscht uns nicht. Es ist tatsächlich so. Das belegen die sogenannten pänologischen Kalender, die z.B. der Deutsche Wetterdienst seit Jahrzenten erstellt.

Die sogenannte “Phänologie” befasst sich mit den im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Entwicklungserscheinungen in der Natur.

Die Eintrittszeiten charakteristischer Erscheinungen werden in einem „phänologischen Kalender“ festgehalten. Dieser unterteilt das „phänologische Jahr“ in physiologisch-biologisch begründete zehn „phänologische Jahreszeiten“ und orientiert sich an charakteristischen Entwicklungsstadien typischer Pflanzen (phänologischer Zeigerpflanzen) und an dem Verhalten der Tiere. Hunderte registrierte Beobachter im ganzen Bundesgebiet und darüber hinaus tragen diese Daten seit Jahrzehnten zusammen.

Anhand der Abbildung kann man übrigens in den nächsten Monaten (und Jahren) recht gut selbst überprüfen, wie sich die Blühzeiten in Mönchengladbach gegenüber dem langährigen Mittel verändern.

Für einige Ereignisse (zum Beispiel Apfelblüte) gibt es sehr weit zurückreichende Beobachtungen, aus denen Rückschlüsse über die Entwicklung des Klimas im 2. Jahrtausend gezogen werden können. Für das 20. Jahrhundert lässt sich feststellen, dass die Frühlingsphasen immer früher eintreten, was sich nach derzeitigem Wissensstand auf Einflüsse des globalen Klimawandels zurückführen lässt.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) verfügt über eine umfangreiche Datensammlung, aus der die Veränderung des Klimas in den letzten Jahrzehnten deutlich hervorgeht.

Unser Gefühl, dass hierzulande die Winter immer kürzer und milder, die Sommer heißer werden, lässt sich somit gut belegen. Es ist so! Die deutlichen Temperaturausreißer nach oben liegen (fast) alle in diesem Jahrtausend, gemessen über mehr als hundert Jahren!

Eine neuer Monitoringbericht der Bundesregierung belegt weitreichende Folgen dieses Klimawandels.

Die Botschaft des Monitoringberichts lautet: Die Zukunft hat uns bereits erreicht. Deutschland steckt mittendrin in der Erderhitzung, mit weitreichenden Folgen für Umwelt, Gesellschaft und Gesundheit. Es muss dringend vorgesorgt werden, um diesen Folgen zu begegnen.

Wir haben bereits einen Vorgeschmack davon bekommen, was uns noch „blühen“ kann. Extreme Hitze über Wochen. Unterricht, Arbeit, entspannter Schlaf sind kaum noch möglich. Die wenigen Grünanlagen in der Stadt können die Erholungssuchenden kaum verkraften.

Die dicht bebauten Ballungszentren in Mönchengladbach sind besonders betroffen, wie eine neue Klima-Analyse der Stadt Mönchengladbach zeigt, die dem BUND vorliegt.

Wer in einer Etagenwohnung lebt, über keinen eigenen, schattigen Garten verfügt, sich nicht mal eben in die Natur oder ein klimatisiertes Büro zurückziehen kann, ist besonders gekniffen. Das betrifft dann vornehmlich den ärmeren Teil der Bevölkerung, so wie auch anderswo auf der Erde.

Die Fichte, einst ein gerne gepflanztes Wirtschaftsholz in unseren Wäldern, hat sich dieses Jahr verabschiedet, und zwar komplett und flächendeckend. Auch die gerne als ökologisch höherwertiger Ersatz gepflanzte Buche schwächelt. Tausende Bäume, z.B. entlang der Landwehren, müssen gefällt werden („Gefahrenbäume“). Für Ersatzpflanzungen außerhalb der Wälder fehlt vorerst das Geld. Wo mehr innerstädtisches Grün zur Verbesserung des Klimas nötig wäre, wird zukünftig weniger sein – so viel ist sicher! Eine Entlastung ist vorerst nicht absehbar.

Das als „Klima-Notstand“ zu sehen und entsprechend den „Klimanotstand“ auszurufen – dazu konnte sich die Ratsmehrheit dann doch nicht durchringen.

Auch den BUND-Antrag, die bestehenden grünen Vorgärten per Satzung vor der Umwandlung in sogenannte Schottergärten zu schützen, fiel durch. Dieses Instrument der kommunalen Planungs- und Gestaltungshoheit wird hingegen gerne verwendet, um den Bürgerinnen vorzuschreiben, wie Werbeflächen, Pflanzkübel und Sitzbänke auszusehen haben – muss wohl wichtiger sein.

 

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