Die vorliegende Rückschau anhand von Zeitdokumenten ist nicht nur eine Bilanz der Arbeit des BUND und seiner vielen ehrenamtlichen Helfer in dieser Stadt und in dieser Zeit, sondern gibt zugleich auch Zeugnis über den Stellenwert von Natur- und Umweltschutz bei Politik und Verwaltung, über Erfolge und Misserfolge und das zähe Ringen um kleine Fortschritte im Kampf um eine bessere Umwelt.
Die Themen im Laufe der Jahre sind heute noch so aktuell wie damals. Viele der Aktionen, Stellungnahmen und Presseberichte könnte man auch heute noch fast so wie damals verwenden. Es würde kaum jemand merken. Geändert haben sich lediglich Namen und Anlässe, zum Teil nicht einmal die.
Viele der Politiker, Verwaltungsmitarbeiter und Pressevertreter, die damals Verantwortung trugen, sind längst im Ruhestand. Auch Ehrenamtler, die sich für Natur- und Umweltschutz engagiert haben, sind gekommen und wieder gegangen.
Ein harter Kern, der die BUND-Gruppe in Mönchengladbach mit aufbaute, das Feuer am Lodern hielt, ist nach wie vor dabei. Das ist ein eher seltenes Phänomen in einem Ehrenamt, das keine persönlichen oder finanziellen Vorteile, mehr Frust und Niederlagen als Glanz und Glorie zu bieten hat.
Das ist aber gleichzeitig der Garant dafür, dass persönliche Ambitionen, Karrieredenken, Intrigen und Ränkespiele nie eine Rolle spielten, es stets nur um die Sache ging. Vielleicht ist dies das Geheimnis dieser Kontinuität und Zusammenarbeit, die bis heute anhält.
Der Rückblick erfolgt nicht anhand persönlicher Erinnerungen, sondern anhand von Zeitdokumenten, von unzähligen Leserbriefen, Presseberichten, Einladungen zu Jahreshauptversammlungen mit Rück- und Vorschau, Fotos von Aktionen und Veranstaltungen. Das ersetzt Bewertungen und Erinnerungen, die sich im Laufe der Zeit verändern und verblassen. Historiker kennen dieses Problem und den Streich, den uns die Erinnerung manchmal spielt. Insofern ist diese Art von Rückschau auch eine gute Gelegenheit, sich diese verblassten Erinnerungen zurückzuholen.
Das sind vielfach schöne Erinnerungen an gemeinsame Aktionen und an Personen, mit denen man gut und gerne zusammengearbeitet hat. Zugleich offenbaren sie aber auch, wie langsam die Mühlen bei Politik, Verwaltung, ja in der Bevölkerung allgemein malen, wenn es um Veränderungen geht, selbst wenn sie als eigentlich notwendig und gut begründet daher kommen. „Hätte man damals etwas konsequenter die Dinge, die da schon offensichtlich waren, umgesetzt, wären die Probleme heute deutlich kleiner, vielleicht sogar gelöst.“ Der Gedanke kommt an vielen Stellen beim Lesen – und ist heute aktueller denn je.
Ob sich im Rückblick die ganze Arbeit gelohnt hat, ist schwer zu bilanzieren. Die Ergüsse scheinen minimal. Auch lässt sich die Gegenfrage nur schwer beantworten: Wie hätten sich die Dinge ohne die Arbeit des BUND entwickelt, ohne eine gewisse Kontrolle, Öffentlichkeitsarbeit, Nachfragen, Vorschläge und Kritik? Man könnte genauso gut fragen: Welchen Stellenwert haben eine freie Presse, freie Meinungsäußerung, Bürgerprotest, Engagement überhaupt?
Tatsache ist: es gibt weltweit kein einziges autoritäres, autokratisches Regime mit freier Presse und freier Meinungsäußerung. Umgekehrt führt ein breiter Wissens- und Meinungsaustausch nicht zwangsläufig zu schneller und konsequenter Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen und erkannten Notwendigkeiten. Dafür ist Deutschland in diesen Zeiten ein Paradebeispiel.
Das Ehrenamt steckt in der Krise. Viele Vereine leiden darunter, finden kaum Nachwuchs, können Dinge, die ihnen am Herzen liegen, nicht mehr umsetzen. So mancher Verein löst sich jetzt oder in den nächsten Jahren auf. Damit geht viel Wissen, Kontinuität, Kompetenz und Hilfe verloren. Vielleicht ist die Zeit der Vereine in Zeiten der sozialen Medien und spontanen Aktionen ja vorbei. Vielleicht kommt sie aber auch wieder, denn verlässliche Hilfe und Erfahrung in der Breite findet man in der Regel nicht in kurzlebigen Bürgerinitiativen.
Trotzdem möchten wir die Frage am Ende beantworten: Würden wir es wieder machen?
Eindeutig ja. Es war uns ein dringendes Bedürfnis, ein Anliegen des Herzens und des Verstandes – und die Teamarbeit hat immer Spaß gemacht. Das alleine reicht schon.