Natur- und Klimaschutz fängt vor der Haustüre an

An vielen Stellen im Stadtgebiet, an Straßenrandstreifen, Verkehrsinseln und kleineren Grünflächen im Stadtgebiet konnte man in den letzten Monaten umfangreiche Erdarbeiten beobachten. Der z.T. schwere, lehmige und verfestigte Boden incl. Grasnarben wurde gegen leichteren, humosen Boden ausgetauscht.

Hier sollen in diesem Frühjahr Gräser, Stauden und Blumenzwiebeln in bunter Pracht wachsen. Die Stadt, speziell die für die Pflege städtischen Grüns zuständige Stadttochter mags verspricht sich davon nicht nur eine optische Aufwertung der bis dahin recht eintönigen und artenarmen Grasflächen, sondern auch eine ökologische Aufwertung durch Verwendung etlicher Stauden, deren Pollen und Nektar Bienen und anderen Insekten als Nahrung dienen können. Daneben rechnet die mags auch mit einer Reduzierung des Pflegeaufwandes, was aber angesichts der Pflege-Empfehlung für die verwendete Gräser- und Staudenmischung „Tanz der Gräser“ eine Fehlspekulation werden könnte.

Wir sind gespannt, wie sich diese Flächen in das Stadtbild einfügen und vor allem, wie Insekten und unsere BürgerInnen damit umgehen werden.

Werden Insekten diese Flächen trotz z.T. vorbeirauschendem Autoverkehr annehmen können und werden die BürgerInnen diese Aufwertung zu schätzen wissen? Werden die Flächen nicht vermüllt, als kostenlosen Vasenschmuck missbraucht oder gedankenlos platt getreten? Stauden sind auf jeden Fall weniger trittfest als eine Grasnarbe, so viel ist sicher. Davon hängt entscheidend ab, wie erfolgreich und pflegeintensiv der Wechsel wird.

Wir hoffen, dass das Vorbild den Modetrend zum alpinen Schotterfeld, das immer mehr Vorgärten „ziert“, stoppt, zum Nachdenken, zum Vergleich und zum Umdenken anregt. Auch das Angebot der mags, Patenschaften für Grünflächen und Baumscheiben zu übernehmen, wird zeigen, wie ernst die BürgerInnen das Motto nehmen: „Natur- und Klimaschutz fängt vor der Haustüre an.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Service:

Wer sich näher mit den Blumen am Wegesrand und im Garten beschäftigen möchte, sich aber in der Natur nicht so gut auskennt, dem seien einige LINKS und apps empfohlen, die auch dem Laien eine rel. leichte Artbestimmung und Gartenplanung ermöglichen:

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Ein Gedanke zu “Natur- und Klimaschutz fängt vor der Haustüre an

  1. Bitte, die Natur in unseren Gärten nicht „totpflegen“ !!!

    Ich bin seit 40 Jahren Kleingärtner und Naturschützer. Kein Thema bewegt mich so sehr wie dieses. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie meiner Bitte, ihren Garten naturnah zu gestalten, entsprechen könnten.

    Wir wissen doch alle: Nur im Einklang mit der Natur sichern wir dauerhaft unser Überleben auf diesem Planeten Erde. Wo sonst als in unseren Gärten können wir damit anfangen und konkret etwas dafür tun. Allein die Fläche der bundesweiten Vor-, Klein- und Hausgärten ist riesig und übertrifft die der Naturschutzgebiete. „Naturschutz fängt im Garten an“ hieß es mal. Leider müssen wir uns mit dem Trend zum „pflegefreien“ Garten mit „Unkraut“-Vlies, bedeckt mit Rindenmulch, Splitt und Schotter auseinandersetzen. Vor dem Eingang vieler Gärten würde ich das Schild „Natur todgepflegt“ aufstellen.

    Aber es geht auch anders. Wir müssten nur mehr Wildnis wagen, mehr Wildblumenwiesen anlegen, die Fassaden und die Dächer, nicht nur unserer Lauben, begrünen und die Hinterhöfe von den Gehwegplatten befreien und die Natur wachsen lassen. Mehr Schatten durch Hochstammobstbäume spenden und weniger auf Exoten, wie Kirschlorbeer zurückgreifen. Blühende einheimische Büsche und Sträucher sind viel besser für unsere Insekten und die Früchte für die Vögel. Und die Igel brauchen keinen rundherum mit Kaninchendraht verschlossenen Garten, sondern Bewegungsfreiheit. Gärten sollten Spielwiese und Naturerlebnisraum nicht nur für Kinder, sondern für unser aller Seele sein. Nehmen wir uns ein Beispiel an der einzigen ökologischen Kleingartenanlage Deutschlands. Die befindet sich in Wattenscheid und heißt „Kraut & Rüben“ – Googeln sie doch mal! Und zu Letzt: Vielleicht brauchen wir mal die innerstädtischen Gartenflächen auch für unsere Ernährung. Andernach, die „essbare Stadt“, ist dafür ein schönes Beispiel.

    Roman Zimprich
    Öko-Kleingärtner und Kleingartenfachberater

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