Ein Grünordnungsplan muss her

BürgerInnen der Stadt und PolitikerInnen der Grünen und der LINKEN beschweren sich über radikale Kahlschläge an Bäumen und Sträuchern.

PolitikerInnen der GroKo und der Verantwortliche der ausführenden mags beschweren sich über BürgerInnen und PolitikerInnen, die bei ihren Darstellungen und Aktionen überziehen und verzerren, so z.B. der Vorsitzende des Umweltausschusses Martin Heinen (CDU) in der Ratssitzung am 11. Okt. 2018. Die Planungen und Fällabsichten an Citykirche und Martin-Luther-Platz in Odenkirchen seien doch in den Bezirksvertretungen u.a. Gremien ausführlich vorgestellt und erläutert worden, man habe dort mehrheitlich Zustimmung erfahren. Damit müsse die Sache doch erledigt sein.

„Wie steht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“´(BUND) dazu?

Nun, ein besonderer Vorzug unserer Demokratie ist, dass einmal gefasste Beschlüsse nicht für alle Zeiten kritik- und klaglos hingenommen werden müssen, dass man sie als BürgerIn öffentlich hinterfragen, kritisieren und ggf. auch gerichtlich überprüfen lassen kann. Das hat gerade wieder die Auseinandersetzung über den Hambacher Forst und den Braunkohletagebau eindrucksvoll gezeigt.

Die Maxime des BUND, auch in Mönchengladbach, ist, nach einem sorgfältigen Faktencheck mit den Betroffenen ins Gespräch zu kommen, die Dinge dort sachlich zu erörtern und dann auf dieser Grundlage zu einer Bewertung und zu Forderungen zu gelangen, die wir dann auch in die Öffentlichkeit tragen und dort verteidigen.

Auch beim Thema innerstädtisches Grün hat der BUND diesen Weg beschritten, ist jedoch beim Faktencheck und bei der sachlichen Erörterung vor die Wand gefahren.

Eine erste detaillierte Anfrage des BUND Anfang des Jahres (unter Hinweis auf das Umweltinformationsgesetz) wurde damit abgeschmettert, unsere Fragen seien durch das Umweltinformationsgesetz nicht gedeckt.

Ein zweites Gesprächsbegehren, ebenfalls gerichtet an den Oberbürgermeister als Vorsitzenden des Verwaltungsrates der mags, der Stadtverwaltung und des Rates (unter Hinweis auf das weitergehende Bürgerinformationsgesetz) kam ebenfalls nicht zustande und wurde von der mags (nicht vom OB) dahingehend beantwortet, die wesentlichen Fragen sein doch bereits erörtert und geklärt worden.

Aus dem Büro der Bürgermeisters hieß es, im September stünde doch ein Runder Tisch mit Vertretern der Umweltverbände und des Umweltdezernenten, Herrn Dr. Bonin an, das sei doch der richtige Ort, um ausstehende Fragen zu klären.

Nun, zum folgenden Runden Tisch ließ sich der Umweltdezernent entschuldigen, er habe andere wichtige Termine (unser Gesprächstermin stand seit mehreren Monaten fest!).

Auch der für innerstädtisches Grün zuständige Vertreter der mags fehlte an diesem so wie einem folgenden Termin.

Was bleibt?

Es bleibt das Gefühl, dass eine konkrete inhaltliche Auseinandersetzung und Diskussion über Ziele, Maßnahmen, Projekte und Modalitäten einer innerstädtischen Grünplanung nicht erwünscht, wahrscheinlich mangels Konzept zur Zeit auch nicht möglich ist.

Der Planungs- und Umweltdezernent, der sich seit Amtsantritt mit einer Vielzahl an Master- und anderen Plänen hervorgetan hat, schuldet der Bürgerschaft noch ein Konzept, wie jetzt und in Zukunft mit innerstädtischem Grün umgegangen werden soll, gemeinhin als Grünordnungsplan bekannt.

Düsseldorf hat ihn schon lange (mehr)

Darin enthalten nicht nur, wie und wo bestehende Grünflächen bewahrt, gestaltet und gepflegt werden sollen, sondern auch, wo neue Grünflächen möglich und nötig sind. Letzteres gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Diskussion um die starke (Über-)Nutzung der Grünflächen am Stadtwald Rheydt, die zeigen, dass ein großes Bedürfnis nach Aufenthalt im Freien und entprechenden Parkanlagen besteht, was angesichts des Jahrhundertsommers in diesem Jahr mit wochenlangen Temperaturen über 40°C in vielen Wohnungen nicht verwundern darf.

Auch der Klimawandel erfordert Überlegungen, wie und wo städtisches Grün möglich und notwendig ist (Dachbegrünung, schotterfreie Vorgärten, vermehrtes Straßenbegleitgrün, Aktivierung und Gestaltung von Grünflächen in Gewerbe“parks“ für die Öffentlichkeit, auch z.B. in der City Ost, Umwandlung von Gewerbebrachen in Grün- und Naherholungsflächen (z.B. JHQ).

Auch das Thema Nahverkehr, Parkraumbewirtschaftung und –gestaltung (Dr. Bonin „Blech gehört unter die Erde“ – bezogen auf den Parkplatz am Fuße des Abteiberges in sog. „Gladbachtal“) sowie weitere Retentionsräume für auch bei uns akute Starkregenereignisse u.v.m. gehört dazu.

Eine Diskussion über diese zahlreichen Themen und Inhalte ist keineswegs bereits erfolgt oder gar abgeschlossen. Sie steht erst am Anfang und braucht wahrscheinlich viel Zeit.

Im Interesse einer lebenswerten Stadt in Zeiten des Klimawandels und einer alternden Bevölkerung drängt die Zeit.

Der BUND fordert, dass dieses wichtige umweltpolitische Thema in Rat und Verwaltung angegangen wird und die Umweltverbände, die Bürgerschaft und Politik konkret über einen Grünordnungsplan diskutieren können.

Dann fällt es Politik, Oberbürgermeister und Mags wahrscheinlich auch nicht mehr so schwer, konkret und inhaltlich in die Diskussion einzusteigen und die Gefahr von spekulativen, überzogenen oder falschen Darstellungen in der Öffentlichkeit nimmt deutlich ab.

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2 Gedanken zu “Ein Grünordnungsplan muss her

  1. Während für die Bewirtschaftung des kummunalen Waldes eine gewisse Kontrolle nach dem Landesforstgesetz besteht, was z.B. Nachhaltigkeit und Baumartenzusammensetzung angeht, ist die Gestaltung des innerstädtischen Grüns Sache der Stadt (bzw. mags) und der Politik, die die Rahmenbedingungen setzen, z.B. den finanziellen Handlungsspielraum im Haushaltsplan festlegen. Für die sog. freie Landschaft finden sich Ziele und konkrete Maßnahmen im Landschaftsplan, dessen Umsetzung in den letzten 20 Jahren wegen mangelnder Finanz- und Personalausstattung eher „ruht“.

    Für den innerstädtischen Bereich fehlt ein solches Planwerk, das Auskunft gibt über die geplante Ausstattung mit öffentlichen Grünflächen und Straßenbegleitgrün, die Art und Intensität der Bewirtschaftung, die Artenauswahl in Zeiten des Klimawandels und – vor allem – den jährlichen Finanzbedarf. Letzteres vor allem vor dem Hintergrund notwendiger Ersatzpflanzungen für die mehrere Tausend Bäume, die zur Zeit und in Naher Zukunft gefällt werden und noch gefällt werden müssen. Erste Schätzungen gehen von 3 – 5 Mio. Euro für die nächsten 10 Jahre aus.

    Diesen Umstand überhaupt zu realisieren und darauf zu reagieren, ist auch ein Gradmesser dafür, welchen Stellenwert die politisch Verantwortlichen im Rat in ihrem Konzept „mg+ Wachsende Stadt“ diesen Belangen neben der Realisierung städtebaulicher Großprojekte beimessen.

    Ein Grünordnungsplan als wichtige planerische Voraussetzung alleine nutzt dabei wenig, wenn der nötige finanzielle Spielraum für die schrittweise Umsetzung nicht gewährt wird. Das zeigen die vielen Masterpläne und der Landschaftsplan, auf die von Politik und Verwaltung gerne verwiesen wird.

  2. Um es auf die Spitze zu treiben: Ein Grünordnungsplan ist entbehrlich, wenn es kein Grün mehr gibt. Der Flächenfrass in der Stadt geht ungehemmt weiter. Letztes Beispiel ist die Ansiedlung von Amazon in Rheindahlen. Die GROKO scheint das Ziel zu haben, die Natur unserer Stadt zu eliminieren.
    Gestern am Berliner Platz: Vor der Eisenbahnbrücke steht ein zurückgeschnittener Baum, der seine gekürzten Hauptäste hilflos in die Höhe reckt.
    Häufig wurden in der Vergangenheit überall im Stadtgebiet Bäume gefällt, ohne dass an gleicher Stelle junge Bäume nachgepflanzt wurden.
    Jetzt sollen an ca. 160 Standorten in der Stadt Staudenblumen (Zierstauden ???) gepflanzt werden. Dabei wäre es weitaus sinnvoller, regionales Saatgut von heimischen Wildblumen einzusetzen. Das würde den Insekten wesesntlich mehr nützen.
    Ein Grünordnungsplan ist unbedingt notwedig. Er wird effektiver sein, wenn die Stadt die Gladbacher Umweltverbände in die Planung einbindet.

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