Droht ein Diesel-Fahrverbot für Mönchengladbach?

Jahrzehnte lebte der Deutsche gut nach dem Motto „Freie Fahrt für freie Bürger“. Das Auto vermittelte das Gefühl, teilzuhaben am Wirtschaftswunder, frei und unabhängig zu sein, etwas für die Wirtschaft zu tun. Deutschland wurde zur Auto-Nation, die Autoindustrie „systemrelevant“. Der ADAC hat 2016 45x mehr Mitglieder als z.B. die CDU und entsprechendes politisches Gewicht im Interesse von Autofahreren und Autoindustrie.

Dass die Stimmung inzwischen langsam kippt, hat nicht nur etwas mit dem Dieselskandal und der Umweltdiskussion zu tun. Immer mehr vor allem junge Menschen verbinden mit dem Auto angesichts verstopfter Straßen nicht mehr das Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Ein Auto zu haben ist heute so selbstverständlich, dass der Blick frei wird für die Kehrseiten: verstopfte Straßen, zugeparkte Innenstädte, Lärm und Luftverschmutzung, steigende Kosten. 79 Prozent der Befragten einer repräsentativen Umfrage des Bundesumweltministeriums wünschen sich eine Stadtentwicklung, die Alternativen zum Auto stärkt.

Das führt automatisch zu Diskussionen und Alternativen: Car-Sharing, Mitfahrzentralen, Parkraumverknappung, autofreie Innenstädte, Elektroauto, Dieselverbot, kostenfreie Tickets für den (zu verbessernden) öffentlichen Nahverkehr, Ausbau des Radwegenetzes  u.v.m.

In seinem Vortrag anlässlich der Überreichung des Masterplan-Buches „MG3.0 – Die dritte Gründung“ an die Stadt Mönchengladbach am 2. Oktober 2013 kommt Hans-Dieter Collinet, Ministerialdirigent a.D, von 2002 bis 2009 Leiter der Abteilung Stadtentwicklung im Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport, zu folgendem Fazit:

„Kommen Sie weg von der Autodominanz. Sie hat Ihre Stadt schon genug geschwächt.“

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) klagte bereits in 16 Städten für saubere Luft. In der Hälfte der Fälle liegen bereits Entscheidungen vor, alle Verfahren wurden von der DUH gewonnen. Weitere Klagen sind angekündigt.

Insofern ist das durchaus reale Damoklesschwert des Dieselverbotes in Innenstädten geeignet, die Diskussion um Alternativen anzuheizen und in Gang zu halten, denn Diesel-Fahrverbote sind grundsätzlich zulässig, wie das Bundesverwaltungsgericht Leipzig in seinem Urteil am 27. Februar 2018 verkündete. Somit können beklagte Großstädte wie Stuttgart und Düsseldorf frei über Fahrverbote entscheiden.

Auch wenn Oberbürgermeister und Umweltdezernent der Stadt Mönchengladbach solche Verbote aus nahvollziehbaren Gründen ablehnen und auf diverse Masterpläne verweisen (Masterplan Elektromobilität, Masterplan Nahmobilität, Nahverkehrsplan mit neuem Buslinienkonzept, mg+), kommt es entscheidend darauf an, ob und  wann und welche Maßnahmen konkret umgesetzt werden, um die Luftbelastung in den nächsten Jahren spürbar zu reduzieren. Pläne alleine reichen dafür nicht.

https://www.bund-nrw.de/themen/mobilitaet/im-fokus/dieselstinker-raus/

Quarks und Co: Abgasalarm …

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Ein Gedanke zu “Droht ein Diesel-Fahrverbot für Mönchengladbach?

  1. In Mönchengladbach wurde eine neue Grünphase auf Strassen mit 50 kmh ausprobiert mit positiven Erfolg
    Mit reichlich weniger abgasen als in einer 30 Zone
    Wäre auch möglich dies in anderen Städten auszuprobieren als Fahrverbot zu verhängen

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