Hinter uns liegen die trockensten und heißesten Jahre, seit es Klimaaufzeichnungen gibt. Auch Gladbacher haben das im Sommer 2018 und 2019 zu spüren bekommen. Hitzefrei in den Schulen, Flucht vor Temperaturen über 40° in die überlasteten Parkanlagen, Hitzeopfer in den Notaufnahmen der Krankenhäuser, See- und Flussufer, die wegen des Ansturms von Hitzeflüchtlingen nicht mehr zu kontrollieren sind, schlecht gelaunte Autofahrer in ihren rollenden Saunas. Blumen tränken nach Feierabend – fast jeden Tag.
Schon im letzten Jahr ging das Fällen der Klimaopfer an den Straßenrändern und in den städtischen Forsten los. Die mags kommt kaum nach, vergibt die Mammutaufgabe an Fremdfirmen. Anwohner protestieren gegen Kahlschläge vor der Haustür. Hektarweise sind Fichten abgestorben, die als Flachwurzler die Trockenheit besonders schlecht vertragen. Buchen folgen ihnen. Nach Pilz- und Schädlingsbefall an Roßkastanien, Eschen und Ahorn seit mehreren Jahren schrumpft die Liste an Forst- und Straßenbäumen, die mit der Klimaänderung zurecht kommen, dramatisch zusammen. Ein Ende ist nicht abzusehen, selbst wenn die Niederschläge zur rechten Zeit wieder zunehmen sollten. Die Schäden sind bereits eingetreten.
Ein Konzept, wie mit dem gebeutelten Stadtgrün zukünftig umzugehen ist, hat die Stadt bislang nicht. Für Nachpflanzungen im notwendigen Umfang, der in den nächsten Jahren noch eher zu- als abnehmen wird, fehlt bisher das Geld. Im mags-Etat ist das nicht vorgesehen.
Dem Ansturm auf öffentliche Grünanlagen, letzte Zuflucht für Stadtbewohner in überhitzen Wohnungen, will man mit drastischen Maßnahmen begegnen.
Abgesehen von dem, was jeder sehen kann, finden aber auch viele kleine Desaster im Verborgenen statt, leise, kaum sichtbar, aber auf Dauer nicht weniger dramatisch.
Jetzt, im April, sollte die Laichsaison ihren Höhepunkt erreicht haben. Sie fällt dieses Jahr aus, das Gewässer ist trocken. Da die durchschnittliche Lebenserwartung der Lurche in der Natur bei nur 2 – 4 Jahren liegt, bedeutet das: zwei oder drei solcher trockenen Frühjahre hintereinander, und der Hardter Wald ist nahezu frei von Amphibien. In anderen amphibienreichen Kleingewässern der Stadt, etwa den Naturschutzgebieten Viehstraße und Bistheide, sieht es nicht viel besser aus.
Drei Folgejahre hatten wir schon.
Schadinsekten, die im Winter so dezimiert werden, dass sie nicht zu schädlich werden, freuen sich über frühlingshafte Temperaturen mitten im Winter. Die Vogelwelt, die sich über einen reich gedeckten Tisch im Frühjahr freuen könnte, schrumpft seit Jahren zusammen. Forscher rätseln über das rasante Tempo, mit dem Vögel und Insekten verschwinden. Aufmerksame Gartenbesitzer und Naturfreunde haben es in den letzten Jahren gemerkt.
Vielleicht ist das ja noch kein Notstand, vielleicht haben wir ja noch Zeit, uns langsam und behutsam anzupassen, ohne dass es weh tut, ohne dass es massiv auf Wirtschaft, Gesundheit und sozialen Frieden durchschlägt. Vielleicht trifft uns in Mönchengladbach ja nicht, was derzeit weltweit Menschen in den Hunger, in Flucht oder den Ruin treibt, klimabedingt. Vielleicht. Aber was, wenn doch? Wenn der Klimanotstand schließlich da ist, vor unserer Haustür, ohne dass man ihn noch ausrufen müsste. Erstaunt ist man, zu welchem finanziellen Kraftakt Deutschland und die EU in der Pandemie fähig sind, wenn es um die Wirtschaft geht.
Was aber ist, wenn die Folgen des Klimawandels die Auswirkungen der Pandemie noch in den Schatten stellen?
Wie viel Handlungsspielraum haben wir dann noch, auch finanziellen? Wie schnell muss es dann womöglich gehen, mit einschneidenden Maßnahmen, die dann sehr weh tun. Das betrifft Flüchtlinge, Wasser- und Nahrungsmittelversorgung, Arbeitsplätze, Preisanstiege mit sozialen Verwerfungen, Feinseligkeiten gegenüber denjenigen, die noch zurecht kommen bis hin zu einem politischen Klima, das extreme Positionen begünstigt.
Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, wie schnell so etwas passieren kann.
Die entscheidende Frage ist also nicht, ob wir noch Zeit haben, sondern, was ist, wenn nicht?
Die renommiertesten Klimawissenschaftler und Biologen der Welt glauben, dass wir auf den Zusammenbruch der Zivilisation zusteuern, und es könnte bereits zu spät sein, den Kurs zu ändern. Ihnen ist heiß? Das ist erst der Anfang
Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer und Wolfgang Schäuble über die Schuld der älteren Generation am Klimawandel und die Langsamkeit der Demokratie: Das Interview bringt die Probleme sehr deutlich auf den Punkt.
Was haben Klimawandel, Wasserknappheit, Wasserverbrauch mit dem Brexit, den Flüchtlingsströmen, dem Krieg im Nahen Osten zu tun? Wird das Wasser auch bei uns knapp? Eine interessante Doku-Serie „Unser Wasser – Faszinierende Wunderwelten“ bei arte zeigt die Bedeutung, die Nutzung, die Übernutzung und die weltweit drohenden Veränderungen des Wasserangebotes mit seinen Folgen für uns alle. Sehr sehenswert!
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Wenn ein Patient ständig zu Arzt läuft, weil er z.B. Durchfall hat, verschreibt er ihm zunächst ein Mittelchen dagegen, das – zunächst – scheinbar hilft. Auf Dauer werden Patient und Arzt aber vorschlagen, etwas an den Ursachen zu tun, z.B. die Ernährung zu ändern. Die Ursachen für Durchfall sind auch Experten leider nicht immer ganz klar.
Beim Klimawandel ist das ganz anders. Hier sind die Ursachen inzwischen glasklar und liegen ebenso klar in unserem Verhalten. Auch an Therapievorschlägen mangelt es nicht. Experten sind sich einig, dass das Absterben und Neupflanzen von Bäumen noch eher das kleinste Problem ist, auf das uns die Natur aufmerksam macht, die mehr als Durchfall hat. Die Therapie ist es jedenfalls nicht.
Verhaltenstherapie ist da gefragt, so viel steht fest. Gefragt sind da in erster Linie die gewählten VolksvertreterInnen, die per Eid Schaden vom Volk abwenden müssen. Sie setzten – nach bestem Wissen und Gewissen – die Rahmenbedingungen für uns alltägliches Verhalten, für die Art und Gren-zen unseres Wirtschaftens, für die Art der Fortbewegung, des Bauens, für den Handel und das Gesicht unserer Städte.
An diesen Rahmenbedingungen orientieren wir uns alle, die Industrie, die Architekten, die Stadtpla-ner, die Fahrzeugbauer, die Verbraucher. Wenn sich etwas ändern soll, müssen die Rahmenbedingun-gen an den Klimawandel angepasst werden – und das darf sich nicht im Neupflanzen von Bäumen erschöpfen.
Wenn zuerst PolitikerInnen dort ihre Hausaufgaben gemacht haben, erst dann ist es vernünftig, den Verbraucher aufzufordern, diese neuen Rahmenbedingungen zu akzeptieren und sein Verhalten zu ändern, nicht umgekehrt. Gerade die (Mehrheit der) Deutschen sind gegenüber Argumenten, die ihm nachvollziehbar vermittelt werden, sehr aufgeschlossen und willig. Das zeigte das Rauchverbot, aber auch die Maskenpflicht etc. Die seriösen Medien leisten dazu einen großen Beitrag.
Klimanotstand in Mönchengladbach?
Seit die GroKo in Mönchengladbach einen entsprechenden Bürgerantrag ablehnte („reine Symbolpolitik“), hat sich einiges getan, nun, ein Jahr später.
Die sommerlichen Temperaturen knacken die 40°-Marke. Die Menschen in ihren backofenheißen Wohnungen suchen das Freie, schattige Parks, Seeufer, Flüsse, Freibäder.
Diese können den Besucheransturm kaum verkraften. In Parks ist wegen der Hitze das Grillen verboten. Im Rhein ertrinken Kinder und Erwachsene, die der Verlockung nach Abkühlung nicht widerste-hen konnten. An den Nord- und Ostseestränden werden Besucher wegen Überfüllung wieder nach Hause geschickt.
Am Venekotensee, dort ebenso wie an vielen anderen Seen Badeverbot, müssen Ordnungskräfte engagiert werden, um den Ansturm an Falschparkern Herr zu werden. Ein Mädchen stirbt fast, weil Rettungsfahrzeuge nicht mehr durchkommen.
Am Rhein versuchen DLRG-Freiwillige verzweifelt, die Menschen vom lebensgefährlichren Baden abzuhalten.
Teiche müssen bewässert werden, weil sonst die Fische verenden. Laichgewässer von Amphibien sind schon seit Mai ausgetrocknet.
In städtischen Wäldern sterben die Fichten und Buchen fast flächendeckend. Bürgerinitiativen bilden sich, um die Abholzung kranker Bäume in ihrem Umfeld zu verhindern.
PolitikerInnen, aber auch viele BürgerInnen wollen es immer noch nicht wahrhaben, dass der Klimawandel auch uns erreichen könnte. Hätte man die klimabedingten Schreckensmeldungen dieser Tage vor zwei Jahren so geäußert, wäre man als Panikmacher verunglimpft worden.
Aber langsam dämmert es auch den PolitikerInnen, für die Veränderungen Stress bedeutet: so kann es nicht weiter gehen. Plötzlich muss doch mehr Grün in die Innenstädte. Der Geroplatz, derzeit noch geprägt von parkendem Blech und Pflastersteinen, soll zum Park umgebaut werden. Autos sollen raus aus den Innenstädten und Bäumen, Rad- und Fußwegen weichen. Das hat nichts mit dem Ausspielen von verschiedenen Verkehrsteilnehmern gegeneinander zu tun, wie GroKo und FDP in Mönchengladbach meinen, sondern mit einem „fair“teilen des Straßenraumes, sowohl in Sachen Platz als auch in Sachen Subventionen. Das liegt noch vieles schief.
sehr interessanter Artikel. Vielen Dank
Sendung „ttt“ vom 24.05.2020 in der ARD zu „Wasserkatastrophe“
Liebe BUNDaktive,
wer von euch hat den 6 Minuten langen Beitrag zum o. g. Thema gesehen
??? Ich fand ihn sehr erschreckend. Wir stehen nicht nur am Anfang
einer Klimakatastrophe, uns droht viel Schlimmeres !!! Die Dürre wird
normal. Wenn es keinen ausreichenden Regen gibt, in 1,8 m Tiefe ist es
jetzt schon knochentrocken, gibt es auch keine Grundwasserneubildung
mehr. Deutschland vertrocknet. Die Ernten gehen kaputt. Der Wald und
unsere Kulturlandschaft wird zerstört. Und das kann in 10 Jahren schon
der Fall sein. Lange hin ???
Laut Bayerischer Forstverwaltung sterben die Kiefern in Franken jetzt
schon ab. Im Jahr 2019 hatten wir mit 42,6 ° eine zuvor noch nie
erreichte Höchsttemperatur. Nur 0,3 % der weltweiten Wasservorräte
sind Süßwasser, also potentielles Trinkwasser. Und von diesem
kostbaren Gut verbrauchen wir in Deutschland 1/3 für die Klospülung.
Der Autor Wolfgang Harlander hat hierzu einen realitätsnahen Roman „42
Grad“ – einen „Thriller über die große Dürre“, die uns
höchstwahrscheinlich bevorsteht, geschrieben.
Und wie bei „Corona“ ist unser Staat auf so etwas überhaupt nicht
vorbereitet !!! Will man vielleicht 80 Millionen Menschen mit
Tanklastwagen versorgen ??? Und woher das viele Wasser nehmen. Es wird
„Wasserflüchtlinge“ geben und wenn es kein Wasser mehr gibt, kann es
sogar zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen kommen. Auch bei uns.
Vor 12.000 Jahren endete bei uns die letzte Eiszeit. Bis dahin war es
nur 4 Grad kälter als heute. Es war jedoch eine ganz andere Welt. Die
Alpentäler waren voller Eis und Norddeutschland war bis Berlin
vergletschert. Und sollte sich die Temperatur zu heute wieder um 4 °
erhöhen – 1,5 ° haben wir schon bald erreicht – so ergibt sich erneut
eine ganz andere Welt, als wir sie heute kennen. Ich will mir das gar
nicht ausmalen.
Roman Zimprich, 31.5.2020
Das ist alles sehr gut erkannt und berichtet. Es fehlt nur die Erkenntnis, dass es auf Kontinenten wie Afrika, Indonesien und Süd,-u. Mittelamerika schon seit 70 Jahren zu diesem Welthungerkrieg, Trinkwassernot und Bürgerkriegen gekommen ist (+ den damit verbundenen Tropenkrankheiten). Das ist entstanden mit der Industrialisierung der Industriestaaten. Unsere Regierungen geben deren Regierungen Mrd. DM/€´s, damit wir an deren Ländereien kommen zur Regenwaldabholzung (Holz, Papier, Zellstoff, Palmöl für Lebensmittel, Kosmetik, Waschmittel, Körperpflege, Schmiermittel etc., Bergabbau für Metalle + Baustoffe, Viehweiden der Industriellen für weltweite Belieferung, Plantagen zum Mais,- Soja,-u. Weizenanbau für Massentierhaltung usw. Dabei werden riesige Wasserströme verseucht. Sie werden gewaltsam vertrieben oder ermordet. Sie sind Jahrzehnte auf der Flucht + leben unter erbärmlichsten Umständen od. werden im Lager vergewaltigt, ihrer Habseligkeiten beraubt oder getötet. Wer von uns möchte sowas aushalten? Sind sie weniger wert? Kann es uns nur recht sein, die Hauptsache wir können bis zum Stillstand der Pupille im Luxus leben + alles wieder wegwerfen? Da dort kaum noch Natur wächst, fallen nun Konzerne + deren Verbündete auch über unser Land her. Jetzt erleben wir, was wir diesen Ländern angetan haben.