Landwirtschaft ohne Glyphosat – geht das?

Sauberes Grundwasser, nicht nur für unsere sichere Trinkwasserversorgung, zählt zu den wichtigsten Ressourcen unserer Umwelt.

Die zunehmende, gesundheitsschädliche Belastung des Grund- und Oberflächenwassers mit Nitrat, multiresistenten Keimen, Pflanzenschutzmitteln wie Glyphosat und Arzneimittelrückständen fordert von den Wasserversorgern einen hohen finanziellen und technischem Aufwand, der sich letztlich auf die Verbraucher über den Wasserpreis niederschlägt.

Um alleine die Nitratbelastung unter den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwert von 50 mg/l zu senken, kommen auf eine vierköpfige Familie in Zukunft Mehrkosten von bis zu 134 Euro im Jahr zu, berechnete das UBA.

Nitrat, Pflanzenschutzmittel und Arzneimittelrückstände zu entfernen, ist technisch sehr aufwendig und wir daher bisher kaum flächendeckend angewendet.

Darauf weist Dietmar Schitthelm, der Vorstand des Niersverbandes, zu Recht hin. (http://www.rp-online.de/nrw/staedte/kevelaer/niersverband-warnt-vor-hoeheren-gebuehren-aid-1.7401509)

Dass Hersteller und Verursacher, konkret Pharma- und Agrarindustrie und konventionelle Landwirtschaft, bisher zu wenig in die Pflicht genommen wurde, um Boden und Grundwasser zu schützen und sauber zu halten, ist ebenfalls unstrittig.

So verklagt die EU Deutschland im April 2016 vor dem EuGH wegen der steigenden Nitratbelastung des Grundwassers – und weil der Bund nicht genug dagegen tut.

Mönchengladbachs Grundwasser ist mit Spitzenwerten von bis zu 114 mg/l (Grenzwert für Trinkwasser 50mg/l) stark belastet. Was Gülleimporte angeht, belegt Mönchengladbach mit 50.436 t/a einen der vorderen Plätze im Regierungsbezirk Düsseldorf.

Der übermäßige Gülleeinsatz ist der Hauptverursacher für den Eintrag von Nitrat, und Antibiotika aus der Massentierhaltung, die wiederum für die Ausbildung multiresistenter Keime maßgeblich verantwortlich sind.

In einer rund 400 Proben umfassenden Stichprobe über einen Zeitraum von 15 Jahren konnte das Umweltbundesamt eine eindeutige Anreicherung von Glyphosat im Urin festgestellt werden. 2001 ließ sich der Stoff im Urin bei nur zehn Prozent der studentischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer nachweisen, 2013 fand man es bei knapp 60 Prozent der Testgruppe, zuletzt im Jahr 2015 waren es 40 Prozent.

Falls sich – wie von der WHO befürchtet – Glyphosat als „wahrscheinlich krebserzeugend beim Menschen“ herausstellt, sind diese Ergebnisse erschreckend.

Die Ankündigung aus den GroKo-Verhandlungen und der Antrag der Grünen in Mönchengladbach, den Einsatz von Glyphosat in eigener Regie zu unterbinden, sind demnach folgerichtig.

Der Behauptung vieler konventioneller Landwirte, es gehe nicht ohne, widersprechen Biolandwirte vehement:

„Nach mehr als 25 Jahren Arbeitserfahrung im ökologischen Landbau kann ich sagen, dass es vielleicht nicht von heute auf morgen, so aber im Laufe einer gewissen Zeit möglich ist, mit einer alternativen Bodenbearbeitung erfolgreich und wettbewerbsfähig wirtschaften zu können.

Grundvoraussetzung ist allerdings, dass man sich auf diese andere Arbeitsweise einlässt, sich damit auseinandersetzt und die Priorität setzt, keine giftigen Substanzen für Mensch und Umwelt ausbringen zu wollen.

Zur maschinellen Beseitigung von Wildkräutern ist es nach meiner Erfahrung sinnvoll, mit einem Flachschargrubber den Boden flach (bis 5 cm) zu bearbeiten anstatt mit einem Pflug sehr tief in die Erde zu gehen. Dadurch wird nur geringfügig  Nitrifikation angeregt und der Dieselverbrauch ist deutlich geringer als beim Pflügen.

Die Belastung des Grundwassers durch Glyphosat und der Verdacht, krebserregend zu sein, stehen weiterhin auf der Negativseite dieses Unkrautvernichtungsmittels.

 Zur Wettbewerbsfähigkeit würde auch zählen, dass eine konsequente Ablehnung von Glyphosat ein positives Image der Landwirtschaft in der Bevölkerung zur Folge hätte und damit der regionale Markt gestärkt würde.“

Biolandwirt Joachim Kamphausen
Lenßenhof
Mönchengladbach

In der Sitzung des Umweltausschusses am 28.2.2018 wurde der Antrag der GRÜNEN, Glyphosat auf städtischen Flächen zu verbieten zwar abgelehnt.

Die Stadt will jedoch die biologische Vielfalt auf Mönchengladbacher Stadtgebiet sichern und dazu den Einsatz von Glyphosat und weitere Pestizide auf landwirtschaftlich genutzten städtischen Flächen auch bei der Neuverpachtung von Ackerflächen verringern. Das teilte der für den Bereich Umwelt zuständige Technische Beigeordnete Dr. Gregor Bonin im Umwelt- und Feuerwehrausschuss mit.

Mal sehen, was daraus wird.

Nachtrag: Aus für Glyphosat ab 2024.

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Ein Gedanke zu “Landwirtschaft ohne Glyphosat – geht das?

  1. Ich habe mal “spaßeshalber” Glophosat bei http://www.bund.net eingegeben und über 104 Ergebnisse erzielt. Da wird erläutert, was Glyphosat ist und das es zwischenzeitlich im menschlichen Blut und Urin, aber auch im Bier zu finden ist. Ein Hinweis handelt über den Aufruf zur “glyphosatfreien Kommunen”. Diesem haben sich schon 90 bundesweit angeschlossen. Der BUND bietet hierzu einen entsprechenden Ratgeber “Pestizidfreie Kommnune” an. Er kann unter http://www.bund.net/service heruntergeladen oder kostenlos bestellt werden.

    Wenn ich “Glyphosat” google, dann habe ich die Wahl zwischen “Auswirkung auf den Menschen”, Glyphosat “kaufen” u.a. Hinweisen. Bei “Kaufen” ist interessant, dass man es sowohl von eBay, von Amazon und anderen Anbietern problemlos beziehen kann und dies ohne jeglichen Sachkundenachweis. Sollte es in Deutschland verboten werden, so kann man aus dem Rest der Welt das Gift grenzenlos beziehen.

    Dann lief vor wenigen Monaten eine europaweite Petition an das Europaparlament, die soweit ich weiß, von mehr als 1 Million Menschen unterzeichnet wurde. Auch andere Organisationen, wie BUND, NABU, Umweltinstitut München, Change org. und andere haben zu Stellungnahmen und Verbot von Glyphosat aufgerufen.

    In einem Blog “10 Punkte gegen Glyphosat” empfielt Greenpeace Bürgern, auf das Pestizid im eigenen Garten zu verzichten, Nachbarn, Baumärkte und Bauernverband vom Verzicht zu überzeugen, den Gesundheitsminister aufzufordern, die Gesundheit der Verbraucher zu schützen – und Biolebensmittel zu kaufen. Denn im Ökolandbau wird kein Glyphosat eingesetzt. https://blog.greenpeace.de

    Auch in der Presse und anderen Medien wurde tausendbach zu dem Thema berichtet. In der neuesten Ausgabe von “Schrot & Korn” 02/2018 wird auf Seite 7 darauf hingewiesen, dass es nicht ausreicht, Glyphosat aus Hausgärten zu verbannen, wie es der Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt empfiehlt. Privatleute verwenden gerade 1 % des Gifts. Viel wichtiger sei es, Glyphosat bei der Vorernte-Behandlung auf dem Acker zu verbieten.

    Ich kann zwar verstehen, dass die konventionelle Landwirtschaft an Pestiziden festhalten will, denn sie ersetzen menschliche Arbeitskraft. Langfristig ist deren Einsatz dennoch sehr bedenklich, nicht nur im Hinblick auf die Rückstände in Lebensmitteln oder das Duchsickern von Rüständen ins Grund- bzw. Trinkwasser. Es ergeben sich auch bei Dauereinsatz, um den handelt es sich ja zweifellos, sogenannte “Resistenzen”, die man ja nicht nur von Antibiotika hinlänglich kennt. So wachsen in den USA inzwischen auf Tausenden von Hektar “Superunkräuter” – vor allem wo vormals Gen-Soja und Gen-Mais angebaut worden ist, mit entsprechender Resistenz gegen “roundup” von Monsanto, dessen Hauptwirkstoff bekanntlich Glyphosat ist. Da ist keine Landwirtschaft mehr möglich. Auf entsprechende Fernsehdokumentationen verweise ich.

    Ich glaube das reicht für den Anfang. Das Thema ist vielseitig und umfangreich.

    Roman Zimprich
    BUND-Mitglied seit 1978 und
    ehemaliger Mitarbeiter des Landesarbeitkreises Landwirtschaft

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