Mehr als ein Jahr nach Veröffentlichung des Bebauungsplanes „19 Häuser“ zum Europaplatz darf sich die Politik (und die Öffentlichkeit) nun mit den Details zum Busverkehr der Zukunft (ZOB) an dieser Stelle beschäftigen.
In der Sitzung der BV Nord am 12. August 2020 wurde das Betriebskonzept zum zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) erstmals den PolitikerInnen und der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei wurde schnell deutlich: das Betriebskonzept ist schon rein zeitlich mit sehr heißer Nadel gestrickt worden. Pläne und Erläuterungen konnten den Mitglieder der Bezirksvertretung auch auf Nachfrage (noch) nicht zur Verfügung gestellt werden Sie sollen demnächst nachgereicht werden.
Der vorgestellte Zeitplan zeigt, wie schnell es jetzt gehen musste: Mitte Juni Auftragsvergabe, Mitte Juli Entwurf, Ende Juli Beteiligung einiger Verbände (proBahn, ADFC), Mitte August Vorlage des finalen Planes. Die Grünplanung steht noch aus. Auch sie soll nachgereicht werden.
Die Ausschreibung für die einzelnen Planungsabteilungen gewannen Büros, die bereits in der Vergangenheit für die Stadt Mönchengladbach (z.B. Seestadt) tätig waren. Vorgabe für Betriebsplan waren der aktuelle Fahrplan und der begrenzte Platz, der hier noch zur Verfügung steht. Das Ergebnis überrascht vor diesem Hintergrund nicht.
Die jetzt vorliegenden Simulationen zum Betriebsablauf des ZOB zeigen, wie es laufen könnte. Ob es dann so funktioniert, wird die Praxis zeigen. Man kann es nur hoffen. Wir unterstellen wohlwollend, dass die beteiligten Planungsbüros ihr Handwerk verstehen und die Simulationen und Berechnungen auch praxistauglich für die nächsten 20 Jahre sind, trotz der knappen Planungsphase.
„Mit der Planung sollen ein Platz und Bereiche für die Allgemeinheit mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen werden, welche zum Aufenthalt einladen. Auch das Fuß- und Radwegenetz soll verbessert werden, sodass mit der Umsetzung der Planung insgesamt eine Verbesserung der Freizeitfunktion verbunden ist“, heißt es in der Begründung zum Bebauungsplan Europaplatz vom letzten Jahr.
Wir meinen: Dieses Ziel erreicht die Planung zum Europaplatz nicht.
Was an Platz nach Abzug der „19 Häuser“ und des ZOB noch bleibt, dieses Plätzchen vor dem Hbf-Eingang, reicht vielleicht, um weitere Fahrradständer für Bus- und Bahnreisende anzubieten.
Von einem durchgrünten Platz mit Aufenthaltsqualität, die über das normale Maß des Wartens hinausgeht, mit intensiver Begrünung mit Solitärbäumen auch unter dem Aspekt sommerlicher Temperaturspitzen, die neben ihren ästhetischen Werten auch zu einem besserem Mikroklima beitragen, kann man bei der vorliegenden Planung nur träumen.
Es ist für uns, und wir fürchten auch für die Mehrzahl der BürgerInnen, schwer verständlich, wie man (zur Recht) solche Ziele formulieren kann und dann in der Planung etwas vorlegt und vorschnell mit Investoren festzurrt, was diesen Ansprüchen so eklatant zuwider läuft.
Was ist da in den Gremien der Jury, in der Planungsabteilung der Stadt und auch im Rat bei der Beschlussfassung eigentlich schief gelaufen? Oder sollte das Projekt „Europaplatz“ tatsächlich diesen Ansprüchen genügen?
Allerdings: Der Vorgang um den Bahnhof Rheydt, der jetzt publik wurde, zeigt das gleiche Problem. Auch hier lagen die Baupläne und die Ausschreibungen dafür fertig auf dem Tisch, bevor man, angestoßen von „außen“, erkannte, dass man den zunehmenden Radverkehr schlichtweg „übersehen“ hatte. Auch da soll nun nachgebessert werden, wenn es denn noch geht.
Ist das nur Ignoranz gegenüber den anstehenden Weichenstellungen für eine Verkehrswende hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz und den BürgerInnen, die dies erwarten oder ist es schlichtweg Dilettantismus, fragt sich der BUND?