Wer im Internet nach dem Stichwort Regionalflughäfen sucht, stößt auf ziemlich einheitliche Analysen mit Überschriften wie
- Nach Gerichtsentscheid: Flughafen Mönchengladbach droht das Aus
- Mönchengladbach – Flughafen bleibt „strukturell unrentabel“
- Luftfahrtexpertin: Hälfte der Regionalflughäfen könnte verschwinden
- Der Wahnsinn mit den deutschen Regionalflughäfen
- Krise der Regionalflughäfen: Der Billigflieger-Wanderzirkus zieht weiter
- Gesamtverlust der achtzehn deutschen Regionalflughäfen 2012: 152,31 Millionen
- Regionalflughäfen – Flügellahm und überflüssig
Es gibt allerdings auch eine Ausnahme, oder?
Der Gladbacher Flughafen lebt
So lautete die Überschrift auf der Titelseite der Mönchengladbacher Lokalausgabe der Rheinischen Post vom 2. April 2016 (es war definitiv nicht der 1. April!).
Das klingt zunächst nach Widerspruch. So heißt es im Kopf der Rheinischen Post vom 2. April 2016:
“Seit Freitag sind alle Hallen voll, es gibt mehr Flugbewegungen und Passagiere, so viele Arbeitsplätze wie lange nicht und weniger Verlust. MGL hat sich stabilisiert und starke Fürsprecher. Die wird er wohl schon bald wieder brauchen.”
Im Textteil erfährt man Näheres:
“Knapp 40.000 Flugbewegungen – und damit sieben Prozent mehr als im Vorjahr – gab es 2015”.
40.000? Das wären doppelt so viele Flugbewegungen wie auf dem Flugplatz Frankfurt-Hahn, dem Ende März 2013 die Insolvenz dohte. Oder wurden alle Flugbewegungen gezählt, auch die der Übungsflüge, möglicherweise auch die der Vögel auf ihrem Zug zu den Winterquartieren und zurück. Das käme hin!
Das Passagieraufkommen (Passagiere zahlen!) wäre etwas aufschlussreicher gewesen. Dazu heißt es aber nur, deren Zahl sei gestiegen. Bei Wikipedia heißt es, sie sei gefallen: “Von 180.000 Fluggästen pro Jahr (gezählt werden An- und Abflug) sank die Zahl der Fluggäste auf aktuell 31.000 pro Jahr.“ Das war 2006. Im Jahre 2013 lag die Zahl bei 26.466. Neuere Zahlen wurden nicht veröffentlicht. In Frankfurt-Hahn liegen sie aktuell bei 2,6 Mio.!
Zu den Arbeitsplätzen „rund um den Regionalflughafen“ von immerhin 470 erfährt man, dass sie vor allem darin bestehen, alte Maschinen zu kaufen und deren Reste zu verwerten. Das Flughafenpersonal selbst wurde von früher 28 auf 16 reduziert, um die jährlichen Verluste auf nunmehr 2,4 Mio Euro zu reduzieren. Diese Verluste trägt bis 2020 die Flughafen Düsseldorf GmbH alleine. Dann wird neu verhandelt und dann trägt der Miteigentümer NEW wahrscheinlich seinen Anteil (30%) dazu bei.
Ob vor dem Hintergrund dieser Fakten das Überleben des Flughafens wahrscheinlich und sinnvoll ist, wagt der BUND zu bezweifeln. Auch die Aussage von Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK), der Flughafen sei ein starker Wirtschaftsfaktor und ein Jobmotor, Gladbach brauche diesen Flughafen, ist da wenig überzeugend und wohl reines Wunschdenken.
Planungsdezernent Gregor Bonin bringt es auf einen einfachen Nenner, heißt es in der RP. “Eine wachsende Stadt braucht zwingend einen funktionalen Flughafen.” Das kann man so stehen lassen, wenn man bedenkt, dass der internationale Flughafen Düsseldorf von Mönchengladbach aus in rund 30 Minuten erreichbar ist. Anders kann er die Aussage eigentlich auch nicht gemeint haben.