Ackerraine sind wichtig

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Roter Weichkäfer auf Bärenklau (Foto: H. Rütten)

Wo sollen sich in einer Großstadt wie Mönchengladbach noch Wildblumen entwickeln (Suchwort im Gartenkatalog: Bienenweide, Schmetterlingspflanze), die der heimischen Insektenwelt Nahrung und Unterschlupf bieten, wenn nicht entlang der zahlreichen (wenn ungespritzten) Ackerraine. Es geht dabei aber nicht nur um die Bereicherung der Ackerflur mit bunten Blumen und Insekten. Es geht um eine ganze Nahrungskette, bei uns etwa diese:

Wiesen-Witwenblume (ein Geißblattgewächs an Wegrändern) –> Blutströpfchen (ein gefährdeter Schmetterling – siehe Foto) –> Kreuzspinne (ein netzbauender Jäger) –> Feldlerche (noch häufiger Vogel der Ackerlandschaft) –> Fuchs.

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Widderchen auf Ackerwitweenblume (Foto: H. Rütten)

Werden Glieder dieser Nahrungskette ausgemerzt, hat das Folgen für alle anderen. Besonders wichtig ist das erste Glied (sogenannte Produzenten), denn von Ihnen hängt alles Folgende ab.

Die Landwirtschaftskammer Rheinland setzt sich verstärkt für mehr Ökologie in der Landwirtschaft ein, berät Landwirte in dieser Hinsicht und lockt mit zahlreichen Förderprogrammen des Landes, des Bundes und der EU.

Im Landschaftsplan Mönchengladbach sind zahlreiche Ackerraine festgesetzt (wie hier nördlich Hardt die Nummern 5 bis 7). Die wenigsten davon existieren.

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Ärgerlich ist, wenn die wenigen verbliebenen ausgerechnet dann abgemäht werden, wenn die Insekten sich fortpflanzen und Vögel dringend Nahrung für Ihre Brut benötigen. Noch ärgerlicher ist es, wenn dies ohne Not durch die Kommune passiert, die – auch – für Natur- und Umweltschutz zuständig ist.

P1150539Ackerrandstreifen an der Winkelner Straße (Foro: H. Rütten)

Unser BUND-Mitglied Karlheinz Büchner möchte eine Verhaltensveränderung bei der hiesigen Verwaltung herbeiführen und hat deshalb an den Leiter des Grünflächensamtes bei der Stadt Mönchengladbach geschrieben:“

Stadt Mönchengladbach                                               04.06.2016 
Der Oberbürgermeister
Leiter Grünflächenamt
Herrn Krücken

Nördlicher Ackerrandstreifen an der Winkelner Straße zwischen Winkeln und Hardt

Sehr geehrter Herr Krücken,

die Jahre 2011 bis 2020 wurden weltweit zur Dekade der biologischen Vielfalt erklärt, um endlich das „Ziel von Rio“ zu erreichen, nämlich das globale Sterben von Arten und Lebensräumen zu stoppen. Vor kurzem wurde bekannt, dass in NRW in den letzten 15 Jahren der  Anteil an Biomasse von Insekten um 80% zurückgegangen ist.

Hierzu möchte ich folgendes anmerken:

An der Winkelner Straße zwischen den Gladbacher Ortsteilen  Winkeln und Hardt verläuft am nördlichen Rand des Radweges ein Ackerrandstreifen, wo zahlreiche Wiesenblumen wie z.B. Margeriten, Wiesensalbei, Ackerwitwenblumen und vielfältige andere Wildblumen und Kräuter wachsen. Diese bunte Flora ist für den Fortbestand von Insekten sehr wichtig. Bekanntermaßen haben sich Ackerränder durch die intensive Landwirtschaftsnutzung (z.B. Spritzung mit Glyphosat) inzwischen leider zu artenarmen und monotonen Grasrändern zurückentwickelt.

Mit Bedauern musste ich dieses Jahr erneut feststellen, dass der oben angeführte Ackerrandstreifen vor kurzem (Mitte/Ende Mai) von Mitarbeitern des hiesigen Grünflächenamtes radikal abgemäht worden ist, ohne auf den Blumenreichtum irgendwelche Rücksicht zu nehmen. Leider passiert jedes Jahr das gleiche Drama. Drei- bis viermal im Jahr wird der Bereich abgemäht und die artenreiche Flora nachhaltig zerstört. Mich beschleicht das Gefühl, das Gartenamt versucht in der Stadt mit aller Kraft, die Wildblumenvielfalt zu vernichten.

Die Stadt Mönchengladbach wirbt in jüngster Zeit gerne mit der Aussage, der Ort sei eine „wachsende Stadt“. Dem muss ich im Hinblick auf die Biodiversität  widersprechen. Mönchengladbach ist insofern eine monoton grüne  Stadt, in welcher die Flora an den Straßenrändern in den letzten Zügen liegt.

Sie können dem aber erfolgreich entgegenwirken, indem Sie Ihren Mitarbeitern die Anweisung geben, den besagten Ackerrandstreifen nur 1x jährlich im Frühherbst zu mähen und auch an anderen Straßenrändern, wo die städtischen „Sensenmänner“ arbeiten, auf Wildblumen Rücksicht zu nehmen. Dann wird sich eine reiche Wildblumenflora entwickeln, die für die Biodiversität und insbesondere für Insekten nutzvoll und für die Menschen ein schöner Anblick ist.

Gleiches gilt übrigens für die Birkenallee in Hardt Richtung Gaststätte „Onkel Gustav“. Hier haben Bürgerinnen und Bürger in ihrer Freizeit Frühlingsblüher wie z.B. Narzissen angepflanzt. Jetzt hat das Grünflächenamt die Straßenränder mit den abgeblühten Narzissen großflächig niedergemäht. Den Blumen wurde so jede Möglichkeit genommen, in den Zwiebeln Kraft für das nächste Jahr zu speichern.

Im Übrigen hat mir die Hardter Politikerin Frau Gabi Brenner  mitgeteilt, mehrere der im Vorjahr gepflanzten Birken an der Birkenallee seien dieses Jahr nicht ausgetrieben.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie dafür sorgen würden, dass Mönchengladbach sich zu einer blütenreichen Stadt der Wildblumen entwickelt. Es reicht eben nicht immer aus, nur Gewerbegebiete „auf der grünen Wiese“ und exklusive Wohngebiete für die Reichen aus dem Boden zu stampfen.

Geben Sie speziell dem oben angeführten Ackerrandstreifen endlich Gelegenheit, sich zu einer artenreichen Ackerrandstreifenwiese zu entwickeln.

Mit freundlichen Grüßen

Karlheinz Büchner

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