Stadtgrün: Es geht auch anders

Welch ein Unterschied rechts und links der Liverpooler Allee im Nordpark:

Auf der einen Seite die Brache, die man seit Jahren in Ruhe wachsen lässt. Es blüht, piept und summt an allen Ecken. Natur pur.
Auf der anderen Straßenseite “gepflegter” Rasen. Keine Blüten, keine Vögel, keine Insekten.

Was gefällt besser? Geschmackssache in eigentlichen Wortsinn: für die Tierwelt ist die Sache wohl klar. Für viele (naturliebende) Menschen wohl auch. Es wäre zumindest für die Natur gut, wenn Stadtplaner, Besitzer von Industrie- und Gewerbeflächen, von Vorgärten und kommunale Grünpfleger einmal überlegten, für was und wen ihre Freiflächen eigentlich gut sein und welchen Zweck sie erfüllen sollen.

Pfegeaufwand ist kein stichhaltiges Argument, denn ökologisch anspruchsvoll gestaltete Flächen mit Bodendeckern oder Mulch oder Brachflächen sind (richtig angelegt oder wachsen gelassen) nicht viel aufwendiger als Teppichrasen oder Schotterflächen.

Monotone Schotter-Vorgärten scheint ein Modetrend zu sein.
Privates Grün: Stadtklima, Stadtökologie, öffentlicher Raum … nicht alleine Privatsache! Das gilt nicht nur für Schotter-Vorgärten. „Abstandsgrün“ in Form von Teppichrasen ist für Insekten, Schmetterlinge u.a. Kleintiere ebenso wertlos – und ebenso langweilig.

Wenig entfernt vom Nordpark, am Straßenrand vis-a-vis zum mags-Verwaltungsgebäude, kann man bewundern, dass Gestaltung von öffentlichen Grünflächen auch anders geht.

Renaturierte Bungtbachaue: Natur darf sich wieder entfalten. Spaziergängern gefällt es.

 

Apropos Schottergärten: Die diesjährige Bundesgartenschau in Heilbronn steht ganz im Zeichen der Gestaltung von Blühstreifen mit insektenfreundlichen Stauden. Vor unserem Besuch waren wir sicher: Schotterflächen wird man dort nicht finden. Weit gefehlt. Nicht wenige Staudenflächen waren mit Schotter abgedeckt. Unterschied zu monotonen Steinwüsten, die man immer häufiger statt blühtenreicher Vorgären findet: die Schotterflächen waren fast ausnahmslos mit Bienenährpflanzen in üppiger, farbenfroher Pracht bedeck. Für Bienen- und Hummelfreunde eine Offenbarung.

Die diesjährige Bundesgartenschau in Heilbronn – ganz im Zeichen von mehr Natur in der Stadt.
Laucharten wie diese sind ein Leckerbissen für Bienen. Sie verwandeln Schotterflächen in Naturoasen.

Warum aber der Schotter? Wir vermuten: es hat etwas damit zu tun, dass die Pflanzen der Bundesgartenschau, im Frühjahr gesetzt, bis zur Eröffnung möglichst groß, üppig und voll in Blüte erscheinen sollen. Da ist wenig Zeit, selbst für Pflanzen mit Wurzelballen, die ja vorgezogen und deren Wurzelwerk noch nicht voll entwickeln ist. Schotter erwärmt sich schnell, verhindert das Austrockenen des Bodens (für die Entwicklung von Bodendeckern war die Zeit auch zu kurz) und lässt sich leicht bewässern.

Für Vorgartenbesitzer also kein Vorbild, denn es geht auch anders, wenn man etwas mehr Zeit hat.

Solche „Vorgärten“ sind, wenn sie weiter um sich greifen, verheerend für Stadtklima und Insekten, die es in der Stadt ohnehin schwer haben.

Ein Trost für Schottergartenbesitzer, die vielleicht inzwischen das schlechte Öko-Gewissen plagt: mit wenig Aufwand lässt sich eine Schotterfläche, ohne sie entfernen zu müssen, in einen bienenfreudlichen, farbenfrohen und vorzeigbaren Natur-Vorgarten verwandeln. Folgende Stauden fanden wir z.B. auf der Bundesgartenschau, übersäht mit Bienen, Hummeln und Schmetterlingen, mitten im Schotter:

Lavendel, Kugeldistel, verschiedene Laucharten (z.B. Allium nigrum u. giganteum), Salbei (Salvia nemorosa), Sonnenhut (Rudbeckia triloba), Akelei uvm.

Blüten-Salbei – ein gefundenes Fressen für Bienen und Schmetterlinge.

Mit Lavendel, Kugeldisteln, verschiedene Laucharten (z.B. Allium nigrum u. giganteum), Salbei (Salvia nemorosa), Sonnenhut (Rudbeckia triloba), Akelei u.a. lassen sich auch Schottergärten wieder in Nasturoasen verwandeln. Der Pflegeaufwand ist nicht viel höher und die Pflanzen vetragen auch längere Trockenheit ganz gut.

Um dem Trend, bepflanzte Vorgärten in Schotterwüsten zu verwandeln, etwas entgegen zu setzen, hat der BUND einen Bürgerantrag an den Rat der Stadt Mönchengladbach eingereicht, der auch finanzielle Anreize zur ökologischen Umgestaltung von Schotterflächen und in zukünftigen Bebauungsplänen ein konkretes Pflanzgebot für festgesetzte Vorgärten beinhaltet.

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