Nitrat in Mönchengladbachs Grundwasser

Die Bundesregierung hat im September letzten Jahres ihren Nitratbericht 2016 vorgelegt. Dazu heißt es :

“Der Bericht hat das Ziel, die Auswirkung des Aktionsprogramms auf die Gewässer zu bewerten. Um eine für ganz Deutschland repräsentative Auswertung der Grundwassersituation zu ermöglichen, erfolgt nun erstmalig die Beschreibung des Grundwasserzustands auf Grundlage des überarbeiteten neuen EU-Nitratmessnetzes. Im Gegensatz zu früheren Berichten können dadurch nunmehr bundesweit repräsentative Aussagen über die Belastung des Grundwassers durch den Nitrateintrag aus landwirtschaftlichen Quellen gemacht werden.”

http://www.bmub.bund.de/themen/wasser-abfall-boden/binnengewaesser/wasser-binnengewaesser-download/artikel/nitratberichte/?tx_ttnews%5BbackPid%5D=289

Schon 2014 hat die Landwirtschaftskammer NRW im Auftrag des NRW-Umweltministeriums erstmals den „NRW-Nährstoffbericht“ erstellt. Dazu heißt es:

“Belastungen des Grundwassers mit Nitrat seit über 20 Jahren nicht gesunken

In den landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten im Norden und Westen von NRW ist die Nitratkonzentration seit über 20 Jahren gleichbleibend hoch oder steigend. Das zeigt der neue Bericht „Nitrat im Grundwasser“. Ein Grund für die hohe Belastung ist der zu große Eintrag von Nährstoffen auf landwirtschaftlichen Flächen. Der erstmals erstellte Nährstoffbericht zeigt, dass in einigen Kreisen im Münsterland und am Niederrhein so viel Gülle anfällt, dass diese dort nicht umweltverträglich wieder in den Nährstoffkreislauf eingebracht werden kann und daher in andere Regionen verbracht werden muss.”

https://www.umwelt.nrw.de/umweltschutz-umweltwirtschaft/umwelt-und-wasser/grundwasser/grundwasserschutz/grundwasser-und-landwirtschaft/

 

 

Abb.: Nitratentwicklung im obersten Grundwasserstockwerk im Westen Mönchengladbachs

Dazu muss man wissen:

Nitrat ist ein gut wasserlösliches Salz, das u.a. beim bakteriellen Abbau organischer Substanzen wie Gülle u.a. organischer Dünger im Boden entsteht. Es ist zwar ein wichtiger Pflanzennährstoff, bleibt aber nicht lange im Oberboden, wenn zu viel davon anfällt, sondern wird langsam mit dem Niederschlag in tiefere Bodenschichten ausgewaschen (je nach Boden braucht es dafür ca. 1 Jahr pro Meter) und gelangt dann ins Grundwasser. Dort belastet es die Gewässer und auch unser Trinkwasser.

Nitrat ist in höheren Konzetrationen für Kleinkinder gefährlich (“Blausucht”) und erhöht das Risiko von Krebserkrankungen im Magen-Darm-Trakt (“Nitrosamine”).

Im letzten November hatte die EU-Kommission die Bundesrepublik wegen Verstößen gegen die EU-Nitratrichtlinie verklagt. Noch im Januar muss die Bundesregierung darauf eine Erwiderung übermitteln. Im Falle einer Verurteilung drohen Deutschland hohe Geldstrafen. Die Nitratrichtlinie sieht vor, die Verunreinigung von Grund- und Oberflächenwasser durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen zu verhindern.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/nitratwerte-im-grundwasser-sind-laut-regierungsbericht-bedenklich-hoch-a-1128329.html

Die Landwirtschaft ist also der Hauptverursacher der hohen Nitrateinträge, gerade im Stadtgebiet von Mönchengladbach. Dazu tragen auch die hohen Importe von Gülle aus anderen Regionen (z.B. Niederlande) bei:

guelleimportehttps://www.umwelt.nrw.de/fileadmin/redaktion/4_guelleimporte_niederlande.pdf

Der Zustand des Grundwasserkörpers in Mönchenladbach wird daher vom Landesumweltministerium als schlecht bezeichnet – bezogen auf die Nitratbelastung: Tendenz steigend!

nitratbelastung

https://www.umwelt.nrw.de/fileadmin/redaktion/3_nitratueberschreitungen_grundwasser_nrw.png

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dass das Trinkwasser in Mönchengladbach den gesetzlichen Grenzwert von 50 mg/l dennoch einhält, liegt daran, dass die Stadtwerke ihre Brunnen immer tiefer bohren, um an (noch) wenig belastetes Wasser zu gelangen und dann höher belastetes mit weniger belastem Wasser mischt, um so den Grenzwert einzuhalten.

Das ist aber keine dauerhafte Lösung, denn das gut wasserlösliche Nitrat wandert unaufhörlich tiefer, etwa 1 m pro Jahr, bei sandig-kiesigem Untergrund auch schneller.

Es nützt vor allem denjenigem im Stadtgebiet nichts, die ihr Trinkwasser selbst fördern (Hausbrunnen).

Was ist zu tun:

Aus der Tabelle oben wird deutlich, in welch hohem Maße gerade in Mönchengladbach Gülle aus den Niederlanden importiert wird. Das ist offensichtlich lukrativ und liegt nicht daran, dass unsere Böden besonders viel Nitrat benötigen.

Das Umweltbundesamt hat in einer Studie ermittelt, dass durch zusätzliche Maßnahmen zur Einhaltung der EU-Grenzwerte  für Nitrat die Preise für Trinkwasser deutlich steigen könnten, und zwar um 32 bis 45 Prozent. Auf eine vierköpfige Familie kämen dann Mehrkosten von bis zu 134 Euro im Jahr hinzu. Pro Kubikmeter könnte Trinkwasser um 55 bis 76 Cent teurer werden.

Hier ist die nun Landwirtschaftskammer gefordert, aber auch die NEW als Trinkwasserversorger, die seit vielen Jahren mit örtlichen Landwirten kooperiert, um den Düngereinsatz bedarfsgerecht zu steuern. Durchschlagenden Erfolg hatte das offensichtlich nicht. Letzlich verantwortlich sind die Landwirte selbst, denn ihre Landbewirtschaftung ist nicht ihre Privatangelegenheit nach eigenem Gutdünken und Gutdüngen.

Nitratbelastung im Grundwasser überschreitet Grenzwert seit Langem – mehr Transparenz und Kontrolle in der Düngepraxis notwendig (Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforchung e.V.)

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